„Unterwegs im christlich - islamischen Dialog“

ARBEITSKREIS C-I-D

Regeln für die bessere Erlernung des Dialogs

Zum Schluss soll an jene Grundregeln des Dialogs erinnert werden, die Paul VI. in seiner „Regierungserklärung" für die Kirche insgesamt gegeben hat. Das Maß nahm er an der Art, wie Gott uns Menschen seinen Heilsdialog anbietet.

Der Dialog hat einen transzendenten Ursprung:

„Der transzendente Ursprung des Dialogs", sagte er damals, „liegt im Plane Gottes selbst". Religion, Gebet, Offenbarung, Menschwerdung seines Sohnes, Heilsgeschichte insgesamt sind Ausdruck des von Gott aus freien Stücken, in Liebe eröffneten Dialogs. Diesen Dialog vor Augen, müssen wir erkennen, „welche Beziehung wir, das heißt die Kirche, mit der Menschheit anzubahnen und zu fördern" haben.1

Dialog muss von selbstloser Liebe geleitet sein:

Der Dialog Gottes war nicht abhängig von den Verdiensten derer, an die er gerichtet war, sondern kam aus liebe. „Auch unser Dialog soll keine Grenzen und keine Berechnung kennen."2

Dialog muss die Freiheit des anderen achten:

Der Dialog Gottes ist Angebot, zwingt niemanden, geht auch das Risiko der Ablehnung ein. So wird auch unsere Sendung, selbst bei der Verkündigung unbestreitbarer Wahrheiten, nicht mit äußerem Zwang vorgehen, sondern nur in aller Menschlichkeit, mit innerer Überzeugungskraft, und immer unter Achtung der persönlichen Freiheit.

Dialog kennt keine Ausgrenzung:

Da der Dialog des Heiles sich an alle wendet, so muss auch unser Dialog seiner Natur nach allgemein sein, katholisch, d. h. „dass er sich mit jedem einlässt, vorausgesetzt, dass man ihn nicht zurückweist".3

Dialog ist ein Prozess, und soll doch jeden Tag neu beginnen:

Der Dialog des Heiles hat seine Geschichte, Anfänge und Höhen, Annahme und enttäuschende Ablehnung. Es braucht Geduld, Entwicklungen abzuwarten. Und doch darf er nicht auf morgen verschoben werden. „Er soll das brennende Verlangen nach der entscheidenden Stunde und den Sinn für die Kostbarkeit der Zeit haben."4 Er soll heute beginnen und zwar eher von unserer Seite, als von denen, an die er gerichtet ist.

Der Dialog muss folgende Eigenschaften haben:

Klarheit. Das trifft Inhalt und Form. So wäre jede Form unserer Sprache zu überprüfen: „ob sie verständlich, anschaulich und vollendet ist".5

Sanftmut. Der Dialog darf nicht hochmütig sein. Seine Autorität bekommt er von der Wahrheit, die er darlegt, der Liebe, die er ausstrahlt, das Beispiel, das er gibt.

Vertrauen. Man muss sowohl dem eigenen Wort vertrauen, als auch der Haltung des Zuhörers. Vertrauen verbindet und schließt jede egoistische Zielsetzung aus.

Pädagogische Klugheit . Sie berücksichtigt weitgehend die psychologischen und moralischen Voraussetzungen des Zuhörers.

Für die Kirche ist Dialog kein freigewähltes, pädagogisches Mittel, sondern etwas, was zu ihrem Wesen untrennbar gehört.

1 ES, S. XI
2 Ebda.
3 ES, S. XII
4 Ebda.
5 Ebda.

Weihbischof DDr. Helmut Krätzl: Das universalkirchliche Dialogprogramm. Die konziliare Reform als Anspruch nach innen und außen, in: Dialog als Hoffnung der Zeit, Kontaktstelle für Weltreligionen, Sekretariat der Österreichischen Bischofskonferenz (Hrsg.), Wien 1998, S.93,94